Am Vorabend des Grand Départ dieses historischen Rennens sprachen wir mit Rigoberto Uran von EF Education First Pro Cycling, der bei der Tour de France 2017 den zweiten Platz belegte, über die Kommunikation und Führung in dieser sehr internationalen Gruppe und über Parallelen zur Geschäftswelt.
Wie die meisten internationalen Organisationen, die sich aus Talenten aus aller Welt zusammensetzen, verwendet auch das EF-Team Englisch als ihre Hauptsprache.
"Kommunikation ist super wichtig. Wir sind bei der Tour de France mit 8 Fahrern aus 8 verschiedenen Nationalitäten dabei. Wir sprechen nur Englisch. Wie wir die Etappe planen, wie wir nach Angriffen im Hauptfeld suchen, wie wir uns verteidigen und vieles mehr. Alle im Team, nicht nur die Fahrer, müssen die gleichen Informationen haben."
Einen Fahrer zu Höchstleistungen anzutreiben ist Team-Work, und jede und jeder der über 40 Teammitglieder spielt dabei eine wichtige Rolle:
"Es ist fast wie ein Unternehmen. Für mich ist jeder sehr wichtig. Die Fahrer natürlich, aber auch die Mechaniker, die unsere Räder reparieren und sie vorbereiten. Egal, ob Masseure, Köche, Trainer oder Direktoren, sie alle sind wichtig. Ohne sie wäre die Teilnahme an der Tour de France unmöglich."
Rigo ist heute nicht nur Sportler, sondern auch Unternehmer. Er weiß daher, was Erfolg bedeutet. Der Teamgeist aus dem Radsport kommt nun auch in der Chefetage zum Tragen:
"In einem Unternehmen muss man als Team arbeiten. Jede und jeder will Ergebnisse erzielen, aber alle arbeiten für dasselbe Unternehmen und sollten auf dasselbe Ziel hinarbeiten. So ist es auch im Radsport. Wir sehen die Person am Podest stehen, aber derjenige steht nur dort, weil ein Team hinter ihm steht, das auf diesen Moment hingearbeitet hat."
Wie also sieht Rigos Führungsstil aus – auf der Straße und im Unternehmen?
"Ein Anführer muss seinem Team und dessen Arbeit Respekt entgegenbringen. In Momenten des Erfolgs ist es genauso wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren, wie in Krisen. Über kleine Verluste oder Gewinne sollte man sich nicht zu viele Gedanken machen."
Und Rigos Lieblingssatz, wenn er sein Team auf der Straße motivieren will? Wie soll es für einen Kolumbianer auch anders sein, als angemessen entspannt:
"Jungs, nur die Ruhe... kein Stress im Moment... weitermachen, weitermachen..."