Zusammengefasst
Die Herausforderungen von heute erfordern einen mutigeren Ansatz in Sachen beruflicher Weiterbildung. Wir wollen einen zukunftsfähigen Lehrplan mitgestalten und damit Fachkräften, ihren Organisationen und der Welt im 21. Jahrhundert zu mehr Erfolg verhelfen.
Wir leben in herausfordernden Zeiten
Die Welt ist statistisch gesehen wohlhabender, gesünder und friedlicher als je zuvor. Wir genießen heute das Ergebnis von 200 Jahren sozialen und wirtschaftlichen Fortschritts, angetrieben durch Wissenschaft, Technik und Medizin und ermöglicht durch politische, rechtliche, soziale und kulturelle Entwicklungen.
Doch dieser Fortschritt ist ungleich verteilt. Zu viele wurden zurückgelassen. Und mittlerweile wissen wir auch, dass uns das teuer zu stehen kommt. Jetzt, wo wir so lange versucht haben, den größten Vorteil für uns aus dem Planeten zu ziehen, erleben wir den Zusammenbruch von Ökosystemen und Klima – von denen wir völlig abhängig sind.
Gleichzeitig mühen wir uns in unserem Arbeitsleben ab, um ein fragiles Wirtschaftssystem aufrechtzuerhalten, das den Wohlstand polarisiert und ständig zu scheitern droht. Die im letzten Jahrhundert entwickelten politischen und sozialen Institutionen halten diesem Druck nicht stand und schaffen Raum für autoritäre und opportunistische Kräfte.
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu leben, bringt zweifellos ein Gefühl tiefen Unbehagens mit sich. Es ist, als ob wir die Prüfung aller Prüfungen ablegen müssten, ohne darauf vorbereitet zu sein. Und ob wir nun davon ausgehen durchzufallen oder es mit Logik schon irgendwie zu schaffen, sollten wir genauso vorgehen wie Studierende, die vor so einer schwierigen Prüfung stehen. Wenn wir bestehen wollen, muss die Menschheit Fähigkeiten des 21. Jahrhunderts schnell lernen und anwenden.
Die Rolle der Führungskräfteentwicklung
Als Fachleute in der Ausbildung von Führungskräften, Leadership und Organisationsentwicklung (und auch als Bürgerinnen und Bürger, Eltern und Verbraucher) sind uns diese Fragen und Sorgen nicht fremd. Wir versuchen bereits jetzt, diese Themen in unsere Programme einzubinden und haben die PRME (Principles for Responsible Management Education) unterzeichnet.. Außerdem lassen wir uns inspirieren von Vorreitern auf diesem Gebiet – von vielen Unternehmen, akademischen Pionieren, öffentlichen Organisationen und NGOs sowie langjährigen UN-Initiativen wie Global Citizenship Education (GCE) und der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE).
Jedoch haben wir den Eindruck, dass das Tempo bei der Innovation und Einführung neuer Lehrpläne, einschließlich unserer eigenen, zu langsam ist. Zudem ist die Nachfrage nach beruflicher Weiterbildung und Führungskräfteentwicklung erstaunlich schwach – vor allem wenn man die Dringlichkeit dieser Herausforderung und die zentrale Rolle der Führungskräfte und ihrer Organisationen bedenkt. Einige Organisationen wenden sich zunehmend an Kursanbieter, um herauszufinden, wie sie zweckorientiert, ökologisch und sozial nachhaltig langfristig erfolgreich sein können. Und wir als Branche müssen schneller, mutiger und besser ausgerüstet sein, um die zu unterstützen, die dies schlicht aus Überlebensinteressen heraus nicht tun.
Es handelt sich um eine kollektive menschliche Herausforderung, und wir sind der Meinung, dass die Innovation und Einführung von Lehrplänen im gleichen Sinne entwickelt und beschleunigt werden sollten. Daher sind wir sehr daran interessiert, mit Mitbewerbern, Partnern, Kundinnen und Kunden sowie Lernenden zusammenzuarbeiten, um gemeinsam etwas zu schaffen, Ressourcen zu bündeln und zu teilen, soweit dies möglich ist.
Fähigkeiten des 21. Jahrhunderts
Nach einer ersten Runde interner Diskussionen und Prognosen identifizierten wir 6 bereichsübergreifende „Fähigkeiten des 21. Jahrhunderts“ sowie eine Reihe von Grundsätzen der Erwachsenenbildung, die die Führungskräfteausbildung des 21. Jahrhunderts im Kern unterstützen könnten. Jede dieser Fähigkeiten ist sowohl individuell als auch kollektiv, und würde in unterschiedlichen Kontexten auf verschiedene Arten zu Tage treten. Es war nicht einfach, sich auf sechs zu beschränken und wir wissen, dass das Wording noch nicht perfekt ist. Aber wir teilen diese als Ausgangsbasis für Verbesserungen.
1. Systemverständnis
Die Fähigkeit, systembedingte Probleme zu erkennen und die Bereitschaft, Verantwortung für deren Lösung zu übernehmen.
2. Nachhaltige Strategien
Die Fähigkeit, Strategien zu entwickeln, die einen langfristigen wirtschaftlichen, öffentlichen und ökologischen Nutzen bringen.
3. Kollektive Führung
Die Fähigkeit, gemeinschaftliche Anstrengungen zur Umsetzung nachhaltiger Strategien zu inspirieren, mobilisieren und aufrechtzuerhalten.
4. Effiziente Innovation
Die Fähigkeit, kontinuierlich der Ursache auf den Grund zu gehen und einfache Lösungen für wirtschaftliche und soziale Probleme zu finden.
5. Bewusst digital
Die ethische Nutzung digitaler Technologien und Daten zur besseren Entscheidungsfindung und Nutzung von Ressourcen.
6. Zielgerichtete Agilität
Die Fähigkeit, Ungewissheit zu akzeptieren und sich schnell an Ereignisse anzupassen, ohne dabei das langfristige Ziel aus den Augen zu verlieren.
Erwachsenenbildung im 21. Jahrhundert: Prinzipien
Ganzheitlich: Wir lernen gemeinsam als unser „ganzes Selbst“. Wir unterscheiden nicht unnötig zwischen Hierarchie und Status, und verschmelzen Disziplinen, Menschen und Perspektiven, um fundierte Einblicke und Innovationen zu gewinnen.
Realitätsnah: Wir lernen durch das wirkliche Leben. Der Lehrplan ist erfahrungsorientiert, entwicklungsfähig und immer relevant für die Herausforderungen, denen wir uns stellen.
Verbunden: Wir lernen gemeinsam. Unsere Methoden und Lerntechnologien schaffen Empathie, Vertrauen und Verbindungen zwischen Menschen – die notwendige Basis für jeden kollektiven Fortschritt. So stellen wir sicher, dass niemand zurückgelassen wird.
Nachhaltig: Wir lernen umsichtig. Wir gehen mit natürlichen Ressourcen sparsam um und fördern Einfallsreichtum, um die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung zu unterstützen.
Was ist Ihre Meinung?
Für uns ist dies erst der Beginn eines gemeinsamen Rechercheprozesses – sozusagen eine Version 1.0, die durch gemeinsame Reflexion, Experimentieren und Evaluierung in Iterationen laufend weiterentwickelt und verbessert wird.
Wir haben einige Ideen, wie dies in der Praxis aussehen könnte, würden aber zunächst gern Ihre Meinung hören. Sowohl zu den generellen Argumenten als auch zu den Fähigkeiten und Prinzipien selbst. Was gefällt Ihnen, was nicht? Was fehlt? Was würde sich ändern, wenn wir uns auf diesen Lehrplan fokussieren und nach diesen Grundsätzen arbeiten würden? Und inwieweit würden Sie sich uns gern anschließen, einen Lehrplan zu entwickeln, mit dem wir die Prüfung des 21. Jahrhunderts bestehen können?