Virtuelle Arbeit oder Remote Work sind oft nicht Teil der Unternehmenskultur, und viele Führungskräfte sind unsicher, wie sie sich in solchen Situationen verhalten sollen. Und es stimmt, dass man ein Team virtuell nicht auf dieselbe Weise managen kann wie persönlich. Die Zusammenarbeit im Team wird komplizierter; die Kommunikation läuft weniger reibungslos, wenn man sich nicht sehen kann.
In den letzten 15 Jahren habe ich virtuelle Teams aus aller Welt geleitet und wohl jeden nur denkbaren Fehler gemacht. Ich bin Schwede und finde es manchmal schwierig, den Leuten zu sagen, was sie tun sollen. Man will immer einen Konsens finden und Entscheidungen gemeinsam treffen. Ich versuche stets, das Team zur richtigen Entscheidung zu führen, nicht zu diktieren. Wenn man remote arbeitet, ist das jedoch nicht immer eine effektive Strategie, vor allem nicht in Zeiten großer Unsicherheit. In solchen Situationen suchen die Menschen nach klaren Anweisungen und Tipps. Danach war nicht nur ich frustriert, weil nichts passierte, sondern auch mein Team, weil es keine Anweisungen erhielt.
Ich habe auch oft den Kommunikationsfluss in der Organisation unterschätzt. Wenn Sie Dinge mit dem Management besprechen, hoffen Sie, dass die richtigen Informationen an die Teammitglieder weitergegeben werden. In der Praxis gibt es jedoch eine große unsichtbare Hürde zwischen Ihnen und den Teammitgliedern. Man hofft, dass alle die richtigen Informationen von ihren Teamleads erhalten, aber ich habe oft genug erlebt, dass dies nicht der Fall ist. Das kann passieren, wenn die Teamleads a) die Botschaft nicht ganz verstanden haben, b) nicht mit der Botschaft einverstanden sind, c) die Botschaft anders interpretiert haben, d) zu diesem Zeitpunkt andere Prioritäten haben, e) einfach nicht zugehört haben, f) Sie nicht deutlich genug waren, usw. Die Liste lässt sich ewig fortführen.
Als Kind haben wir gern „Stille Post“ gespielt. Ein Kind flüstert einem anderen einen Satz ins Ohr. Das zweite Kind flüstert den Satz weiter zum dritten, usw. Das letzte Kind verkündet dann, was er oder sie glaubt verstanden zu haben. Auch wenn nur wenige Kinder mitspielen, kann sich die Bedeutung der Nachricht komplett verändern.
Auf ähnliche Art passiert das häufig bei Remote Work. Ohne Körpersprache und Blickkontakt kann man schwer beurteilen, ob eine Nachricht richtig angekommen ist oder nicht. Das ist schon schwer genug, wenn man sich gegenübersteht, aus der Ferne ist das bestimmt noch schwieriger. Um Veränderungen herbeizuführen, müssen Sie außerdem dieselbe Botschaft immer und immer wieder kommunizieren. Wenn die Botschaft jedoch initial falsch verstanden wurde, macht es das nur noch schlimmer.
In China habe ich in den letzten 1,5 Jahren die Erfahrung gemacht, dass einige Führungskräfte meinen groben Guidelines wortwörtlich folgen. Ich habe aber auch das Gegenteil erlebt: Manche interpretieren zwingende Vorgaben als lose Handlungsempfehlungen. Das ist natürlich von Büro zu Büro unterschiedlich, und doch war ich oft verwirrt, ob etwas gut umgesetzt wurde oder nicht. Und wie Sie vielleicht merken, bin ich immer noch auf der Suche nach der besten Herangehensweise, mit Teams virtuell zu kommunizieren. Dieses Learning wird auch nie aufhören.